„Wir haben Hoffnung. Rebellion ensteht aus Hoffnung“
Da ist er nun. Lucasfilms zweiter Star-Wars-Anlauf unter der Regie von Disney. Ein eigenes, neues Ensemble, aufgestockt mit wiederkehrenden Charakteren aus der Zeit der Klonkriege und der Originaltrilogie. Sie alle tummeln sich, kurz vor den prägenden Ereignissen um einen frustrierten Farmjungen, auf einem weit entfernten Wüstenplaneten im Äußeren Rand, in der Galaxie. Die Galaxie befindet sich im eisernen Griff des Imperiums und eine Allianz von Rebellen ist der einzige Widerstand. Der Bürgerkrieg ist in vollem Gange, als die Allianz Wind von einem Waffentest bekommt, der ihr Ende einläuten könnte.
„Rogue One“ folgt dem Weg von Jyn Erso, die als Kind ihrer Eltern beraubt wurde. Ihre Jugend verbrachte sie bis zum 15. Lebensjahr mit einem Freund der Familie, der sie so gut es ging großzog, von dem sie aber eigentlich nur kämpfen lernte. Saw Gerrera, der in den Klonkriegen als Widerstandskämpfer auf Onderon gegen die Besatzung durch die Separatisten kämpfte („The Clone Wars“, Staffel 5, Folgen 2-5), ist als Extremist bekannt und dieser Ersatzvater. Wer sich ein bisschen einstimmen möchte, hier ist die komplette Trailerschau (deutsch):
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„Rogue One“ ist eindeutig Star Wars, aber doch eine Spur anders. Viele werden es mit „Das Imperium schlägt zurück“ vergleichen und „düster“ oder „schmutzig“ nennen. Dabei zeigt es nur ganz deutlich den Krieg im Krieg der Sterne. Was er mit Menschen macht, was das Partisanenleben für Opfer fordert und auch wie die einfachen Schablonen für Gut und Böse durch die pure Notwendigkeit zu Überleben verschwimmen. Diego Lunas Figur Cassian Andor z.B. ist Spion für die Rebellenallianz und muss auch moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen, um seine Missionen abzuschließen. Nie zuvor wurde im Star-Wars-Universum dieses Thema der Aufgabe der eigenen Menschlichkeit für das Wohl Anderer so thematisiert und „Rogue One“ macht es gleich in mehrfacher Hinsicht.
Leider habe ich beim 3D Kopfschmerzen bekommen, was vermutlich daran lag, dass ich vergessen habe zu blinzeln. Man verpasst so schnell was, obwohl der Film, gerade bei der ersten Hälfte, dann doch eine Viertelstunde einsparen könnte, ohne Schaden zu nehmen. Die Effekte sind dennoch gewohnt hervorragend und man bekommt einiges an Schauwerten geliefert, die das Fanherz höher schlagen lassen. Zum Glück ist das aber nicht alles, was „Rogue One“ zu bieten hat. Ich weiß nicht genau, wie Disney das macht, aber die Besetzung ist wieder erste Sahne. Die sechs Hauptfiguren und auch die großen Nebenfiguren passen wunderbar zusammen und in dieses Universum. Das Wiedersehen mit zwei bestimmten Figuren sehe ich etwas zwiespältig. Einerseits finde ich es ganz großartig sie zu sehen, andererseits bringt das ein paar ungewollt komisch wirkende Momente mit sich. Stichwort Uncanny Valley.
Cassian und K-2SO sind ein gutes Gespann und ohne den trockenen, morbiden Humor des umprogrammierten Androiden, wäre Rogue One um vieles ärmer. K-2SO wird von Alan Tudyk gesprochen und er war sein Motion-Capture-Stand-In. Eine ganz ähnliche Rolle hatte er schon als Roboter Sonny in „I, Robot“. Genrefans dürfte er aber auch als „Joss-Whedon-Schauspieler“, mindestens aus „Firefly“ oder „Dollhouse“ bekannt sein. Diego Luna bringt mit Cassian eine vielschichtige Figur ins Spiel, die schon viel gesehen und erlebt hat und erst wieder lernen muss, die eigene harte Schale aufzubrechen. Chirrut und Baze, die von Cassian und Jyn beim lustigen Planetenhopping in der ersten Hälfte des Films aufgelesen werden, sind auch total süß zusammen und bringen sowohl Gelassenheit, als auch Feuerkraft in die Gruppe. Zuletzt ist da noch der eher verängstigte Pilot Bhodi, dessen Mut angesichts der Aussichten nicht unerwähnt bleiben sollte. Er wird von Riz Ahmed gespielt, den ich dieses Jahr schon in „Jason Bourne“ gesehen habe, der mir aber als tragische Figur aus „Nightcrawler“ in Erinnerung blieb.
Mir ist recht schnell aufgefallen, dass einige Momente – einige Szenen und Monologfetzen – aus den Trailern, es nicht in den fertigen Film geschafft haben. Das wird besonders deutlich, weil das auch inzwischen als ikonisch für „Rogue One“ stehende Momente betrifft. Sicher ist, dass diese Einstellungen aus früheren Schnittfassungen stammen, die offenbar über den Haufen geworfen wurden. Ich glaube, Saw Gerrera und Jyn Erso hatten anfangs noch mehr Zeit zusammen in ihrer Jugend. Was sich genau geändert hat, oder so nicht mehr vorkommt, könnt ihr am Ende des Beitrages lesen, auch wenn es aufgrund des Nichtvorhandenseins, ja eigentlich keine Spoiler sind.
Michael Giacchinos Filmmusik könnte auch von John Williams stammen. Daran ist nichts auszusetzen und sie fühlt sich voll nach Star Wars an. Wenn ich etwas an „Rogue One“ auszusetzen habe, dann dass Mads Mikkelsen als Galen Erso und Forrest Whitaker als Saw Gerrara vergleichsweise wenig zu tun bekommen, bzw. ihre Auftritte nur recht kurz sind, obwohl es in der ersten Hälfte des Films fast ausschließlich um sie geht. Der direkte Anschluss an „Eine Neue Hoffnung“ hingegen ist wirklich gelungen und ist befriedigender, als das Ende von „Die Rache der Sith“. Alles in allem ist „Rogue One – A Star Wars Story“ frischer Wind, eine neue Actionnummer im Star-Wars-Universum und in sich schlüssig und abgeschlossen.
Im Zoo Palast Berlin begegnet euch übrigens dieser finstre Gesell. Immer bereit für ein Selfie ;)
weiterführender Link: Rogue One – A Star Wars Story
Zu den nicht verwendeten Trailereinstellungen gehört z.B. Jyn Ersos „I rebel“ als auch Saw Gerreras kurze Ansprache zu „What will you become?“. Des Weiteren sagt Director Krennic nie zu Darth Vader: „The power we are dealing with here is immeasurable“. Andere Einstellungen finden so nicht statt, weil offenbar die Handlungsabfolge umgestellt und an andere Orte verlegt wurde. Weder rennt Jin mit den Plänen am Strand entlang, noch begegnet ihr auf der Turmspitze ein einzelner Tie Fighter. Das sind allesamt großartige Momente und Monologfetzen in den Trailern, die wegen ihrer Wirkung wohl auch eben für die Trailer ausgewählt wurden. Leider fielen sie der Schere zum Opfer und man kann sich nur wünschen, dass sie ihren Weg auf die BluRay finden. Zumindest wünsche ich mir das.