Wie schon bei „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ , handelt es sich hierbei um eine spoilerfreie Kritik zu „Star Wars: Die letzten Jedi“.
„Lass die Vergangenheit sterben. Töte sie. Wenn es sein muss.“
„Star Wars: Die letzten Jedi“ ist einer der überraschendsten Filme, die ich je gesehen habe. Unvorhersehbar und dadurch unfassbar aufregend. Visuell nimmt man sich nach „Rogue One“ selbst die Butter vom Brot und man konnte an einer ganz bestimmten Stelle, eine Nadel im Saal fallen hören, so still war es.
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Emotional ist der Film erstaunlich tief für einen Abenteuer/Fantasy/Scifi/Action-Film, wobei Mark Hamill den besten Luke Skywalker jemals spielt. Die gesamte Besetzung ist perfekt gecastet, aber das war sie auch schon für Episode VII. Carrie Fishers Szenen sind natürlich brillant – ihre Generalin Solo IST der Widerstand. Gleichzeitig überkommt einen eine gewaltige Melancholie, sie bei ihrem letzten Auftritt zu sehen. Rey und Kylo Ren. Meine Güte sind Daisy Ridley und Adam Driver gut! Ihre komplexe Chemie treibt den ganzen Film an.
„Die letzten Jedi“ ist eine Spur zu lang und man merkt diese Zeit. Ihr kennt es, wenn ich, oder andere Schreiben: „Das waren 150 Minuten, aber die waren im Flug vorüber?“ Hier merkt man die Zeit schon. Geschuldet ist das meiner Meinung nach einer speziellen Seitengeschichte, die an sich interessant ist und die weit entfernte Galaxis vor langer, langer Zeit bereichert, aber an „Die letzten Jedi“ mehr oder weniger angehängt wirkt. Als hätte Regisseur Rian Johnson nicht so ganz gewusst, was er mit einigen Charakteren machen soll, die er von J.J. Abrams geerbt hat. Und seien wir ehrlich es sind derer eine Menge. Diese Geschichte hätte einen eigenen Film füllen können, ist aber ultimativ ohne Konsequenz für unsere Helden und Bösewichte.
Rian Johnson ist im besten Sinne frech mit den Konventionen eines Star-Wars-Films umgegangen. Er lockt einen in eine gedankliche Richtung, nur um das Geschehen dann um 180° zu drehen. Jedes Mal, wenn Du denkst, Du weißt was passieren wird, wirst Du eine Überraschung erleben. Dieser Film ist ganz eindeutig ein Star-Wars-Film, aber eben auch sehr eindeutig ein Rian-Johnson-Film, indem er seine Figuren das Genre kommentieren lässt. Die Weltraumoper, die sich ihres Status als solche bewusst ist. Das macht das Ganz sehr modern und bringt einen Humor mit, den man mögen muss, der aber nicht so weit weg ist, von dem was wir schon in „Das Erwachen der Macht“ z.B. von Poe Dameron gewohnt sind.
Es gibt ein paar – für mich persönlich – unbefriedigend behandelte Aspekte, die tatsächlich keine Auswirkung auf die eigentliche Geschichte haben, aber für Fans eben doch interessant gewesen wären. Aspekte die Johnson, wenn er sie behandelt hat, am Rande hat fallen lassen. Es wird sicher nicht nur mir so gehen, denn schaut man sich beispielsweise YouTube an, ist es voll mit Videos über Fantheorien, die „uns“ seit Dezember 2015 über Wasser ge- und den Hype aufrecht erhalten haben. Das kam Disney also ganz gelegen, nicht konkreter zu werden und nun fühlt es sich wie ein kleiner Schlag vor den Kopf an.
„Star Wars: Die letzten Jedi“ hat Anleihen an „Das Imperium schlägt zurück“ UND „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, aber alles ist nicht einfach plump geklaut oder 1:1 übernommen, um einen Nostalgiefaktor zu befriedigen. Es mag zuerst widersprüchlich klingen, aber obwohl die Charaktere hier eher einen Schritt zur Seite gemacht haben, hat das gesamte Franchise mit Episode VIII einen gewaltigen Schritt vollzogen. Es hat sich endgültig vom Ballast der Vergangenheit befreit, ohne respektlos zu werden und kann in Epsiode IX ganz eigene Wege gehen. Vielleicht wird J.J. dann einige der Fragen, die er selbst offen gelassen hat doch noch befriedigend beantworten.
Johnson hat hier viele kleine Ideen, Einfälle und Wendungen aneinandergereiht und sehr befriedigend miteinander verbunden. Es ist ein Star-Wars-Film. Aber keiner wie ich ihn bisher gesehen habe. Er strahlt auch eine gewisse Eleganz aus, einen Stil, der seine Schöpfer überdauern wird. Die Originaltrilogie kann man sich heute ansehen und die funktioniert einfach und sie wird für künftige Generationen funktionieren. Die Prequeltrilogie (bis auf Epsiode III vielleicht) sieht jetzt schon sehr altbacken und computerspielmäßig aus und es fehlt ihr auch dieses epische Gefühl. Ganz im Gegenteil zu „Die letzten Jedi“. Vieles davon ist sicherlich den Effektmeistern geschuldet, die erneut sehr viele praktische Effekte eingesetzt haben und viel vor Ort gedreht wurde. Die Stadt Canto Bight ist z.B. das wunderschöne, umgestaltete Dubrovnik, das ja auch schon als Kulisse für Königsmund in der Serie „Game of Thrones“ herhalten durfte.
„Star Wars: Die letzten Jedi“ ist kein perfekter Film, aber er ist extrem unterhaltsam, hat Humor, der für mich funktioniert, Charaktere, die für mich wirklich wichtig sind und um meine erste Reaktion nach dem Film wiederzugeben: „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Man muss nach dem Kinobesuch einfach erst Einmal sehr sehr viel verarbeiten und darüber schlafen. Diesen Text hätte ich direkt danach auf keinen Fall schreiben können. Wenn ihr mit einer anderen Meinung aus dem Film kommt, werdet ihr aber sicher nicht umhinkommen, ihm zu bescheinigen interessant zu sein. Es ist etwas über das man reden will, weil er so viele Aspekte hat, die einem sonst den Kopf explodieren lassen. Es lohnt sich auf jeden Fall, noch ein zweites Mal dafür ins Kino zu gehen. Ich bin mir sicher, noch mehr zu entdecken, das beim ersten Mal in der Detailfülle untergegangen ist.
Habt keine Angst vor den Porgs. Porgs sind Liebe.