Black Panther

Black Panther

Wakanda. Eine Nation von Bauern im Herzen Afrikas. Ein Dritte-Welt-Land. So scheint es zumindest und so wird es seit Generationen nach Außen dargestellt, zum Schutze der fünf Stämme des Landes. Nach dem Tod des Königs von Wakanda bei einem Anschlag auf einen UN-Gipfel in Wien, muss dessen Sohn nach Hause zurückkehren und seinen Anspruch auf den Thron verteidigen. Ein blühendes El Dorado unsichtbar für die Welt muss sich entscheiden, wie es in Zukunft mit der Welt umgehen will und die Geister der Vergangenheit treiben es bald an die Schwelle zum Bürgerkrieg.

Marvel hat wieder einen guten Lauf. Nach dem für mich eher enttäuschenden „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“ und „Spider-Man: Homecoming“, der ein jüngeres Publikum ansprach, konnte mich „Thor: Tag der Entscheidung“ schon wieder abholen. Hier lag es natürlich hauptsächlich an der Schrulligkeit der Charaktere und dem Humor, der den Guardians zuletzt abhanden gekommen war. Ein Trend, den nun „Black Panther“ mit erfrischend anderen Schauwerten und einer sehr guten Besetzung fortsetzen kann. Es ist wirklich schön, wie von Anfang an der gesamte Stil – von der wilden Technik, über die Kostüme und das Set-Design, bis hin zur Art und Weise der Erzählung – alles irgendwie vertraut, aber auch deutlich anders ist. „Afrikanisch“ eben – zumindest so afrikanisch, wie ich es mir vorstellen würde. Dass ein einzelnes Land für den gesamten Kontinent stehen soll, ist natürlich unmöglich, typisch westliche Anschauung und dumm. Wakanda wurde als Märchenkönigreich mit seinen fünf sehr unterschiedliche Stämmen, jedoch absichtlich so angelegt, um die Vielfalt der afrikanischen Nationen quasi im Kleinen abzubilden. So verdienen gerade die Abteilungen der Konstümbildner und der Make-Up-Künstler besonderen Respekt in meinen Augen. Diese hatten nicht ein afrikanisches Land darzustellen, sondern Fünf in Einem.

Was dabei herauskommt ist beeindruckend und glaubhaft. Die besondere Eleganz und fast magische Funktionalität der „wakandischen“ Designs, lässt Tony Stark und seine Anzüge alt aussehen. Obwohl ich schon glaube, dass er und T’Challas Schwester verdammt viel Spaß beim Tüfteln haben könnten. Sie übernimmt ein wenig die Rolle von „Q“ aus James Bond. Ein Vergleich der nicht bei der Person endet, denn gerade am Anfang fühlt sich „Black Panther“ nicht nur nach einer Herkunftsgeschichte, sondern auch nach einem waschechten und gut gemachten Spionagethriller an. Der Aufhänger des Films ist nämlich, dass Vibranium – das Metall, das einst mit einem Asteroiden in Wakanda abstürzte und dessen Reichtum und Fortschrittlichkeit begründet hat – gestohlen wurde und an den Meistbietenden in Südkorea verhökert werden soll. Danach nimmt „Black Panther“ aber erst richtig Fahrt auf und wird mit Michael B. Jordans Charakter „Killmonger“ zur zutiefst persönlichen Geschichte für das Königshaus und droht, die Vision des verstorbenen Königs T’Chaka zur Öffnung Wakandas zur Welt, zu verdrehen und ins Negative umzukehren. Um das zu verhindern bekommt Chadwick Boseman als Black Panther Unterstützung von einer Riege unfassbar großartiger Frauen. Seine Schwester Shuri (Letitia Wright) baut quasi die Ausrüstung für den Black Panther, seine Ex Nakia (Lupita Nyong’o) ist für Wakanda als hochtrainierte Spionin im Einsatz und lässt Black Widow alt aussehen und Okoye (Danai Gurira) könnte es als Anführerin der königlichen Leibgarde, wohl mit jeder themyscirischen Amazone aufnehmen.

Aber auch die Nebencharaktere können sich sehen lassen, denn diese sind mit Angela Bassett, Forest Whitakter, Daniel Kaluuya, Winston Duke, Andy Serkis und Martin Freeman gewohnt lässig und mit Klasse besetzt. Vielleicht merkt man es schon, aber visuell holt mich „Black Panther“ voll ab und konnte mich richtig begeistern. Das ist beim – in dieser Hinsicht – recht einheitlich gestrickten MCU dann doch bemerkenswert. Co-Drehbuchautor und Regisseur Ryan Coogler ist nach dem nahegehenden „Fruitvale Station“ und dem von der Kritik gefeierten „Creed“, wieder ein großer Wurf gelungen und ich hoffe noch viel Mehr von ihm zu sehen. Einen weiteren großen Gefallen fand ich an der Musik und dem Soundtrack. The Weeknd, Kendrick Lamar und alle anderen haben echt abgeliefert. Für mich ein Pflichtkauf (oder Pflicht-Stream, kostenlos auf Spotify). Der Score kommt von Ludwig Göransson, der mit Ryan Coogler auch schon in den genannten Filmen zusammengearbeitet hat und der auch im letzten Jahr den Überraschungserfolg „Get Out“ vertonte. Zudem ist „Black Panther“ nicht nur unterhaltsam, vielschichtig für einen MCU-Film und aufregend, er bedeutet Menschen auf einer Metaebene noch viel viel mehr, als ich aus meiner Position als weißem Mann heraus glaubhaft vermitteln könnte. Repräsentierung ist hier dass Stichwort und ich empfehle dazu die bewegenden Videos und Texte von PoC. Ich habe schon gelesen, wie sich von weißen Fanboys das Maul zerrissen wird, dass „Black Panther“ nicht der erste schwarze Superheld war, genauso wenig wie „Wonder Woman“ die erste Leading Woman war. Diese Erbsenzählerei beginnt immer dann, wenn sich über einen nicht-weißen Cast aufgeregt wird. Diese Generation schwarzer Jugendlicher in Amerika und überall auf der Welt hat endlich eine Identifikationsfigur, bzw. einen ganzen Blockbuster voller Identifikationsfiguren. Ein Ereignis, dass wir Weißen überhaupt nicht als solches richtig wahrnehmen, weil alle anderen Helden irgendwie eher kaukasisch aussehen, oder in der zweiten Reihe stehen. Um im MCU zu bleiben – ohne z.b. die Fans von War Machine oder Falcon vor den Kopf stoßen zu wollen – trugen schwarze Figuren bisher nicht einen ganzen Film. Nicht so, wie es einfach mal der gesamte Cast von „Black Panther“ vormacht.

„Black Panther“ macht für das MCU und den Film an sich, einen großen Sprung, ohne auf seine Wurzeln als Comic zu verleugnen und nicht ohne eine Balance aus Spaß und Ernsthaftigkeit. Großartiges Team, großartiger Film, großartige Unterhaltung.