Shape of Water

Shape of Water – das Flüstern des Wassers

Es sind die 60s in Amerika. Nicht-weiße Amerikaner verrichten die niederen Arbeiten und der Weiße Mann labt sich am Wirtschaftswunder. Die Paranoia vor dem Sowjet ist groß und ein Wettrüsten findet in jeder Hinsicht statt. Eine Einheit hat im Amazonas etwas gefunden, dass sich womöglich als weitere geheime Waffe einsetzen lässt, doch wird die Situation langsam zum Debakel, als eine scheinbar unbedeutende Putzfrau eine Verbindung herstellt.

Es tut mir Leid, aber ich weiß nicht, woher die 13(!) Nominierungen für „Shape of Water“ kommen. Sicher, es ist ein süßer kleiner Film. Aber auch eher nischig und vom Gefühl eher eine Monster-der-Woche-Akte-X-Episode, auf zwei Stunden aufgeblasen.

Die verpflichteten Schauspieler spielen ohne Zweifel auf gewohnt hohem Niveau, aber oscar-würdig? Die Story an sich ist wenig kompliziert und schnell erzählt. Es wird hauptsächlich durch Elisa (Sally Hawkins) süß und verträumt. Natürlich spricht der Film große Themen, wie Gleichheit und Gerechtigkeit an, was mir aber ein Spur zu künstlich, durch die Stummheit dieser Hauptfigur, erhoben wird. Die Frau ohne Stimme spricht am Lautesten und die Wahrheit. Als wäre ihre Stummheit ein eingebauter Oscargarant. Für mich hat sich „Shape of Water“ nicht groß von anderen Werken von Guillermo Del Toro unterschieden, von denen ich zugegebener Maßen auch großer Fan bin. Immer wieder musste ich an „Pans Labyrinth“ denken, dass sich eine spezifische Ära als Hintergrund vornimmt – eine Ära voller Gewalt – und ein fantastisches Element oben drauf setzt. Genau das selbe Muster verfolgt auch „Shape of Water“ mit dem detailreich und liebevoll herbeigezauberten Amerika der 1960er Jahre, mit all seinen politischen und gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten, auf das das fantastische Element des Gottes aus dem Amazonas gesetzt wurde. Das hat alles ganz hohes Niveau, aber es fühlt sich an wie das völlig überhypte „Stranger Things“ auf Netflix. Als wäre es daraufhin programmiert, genau alle diese Knöpfe zu drücken.

Elisas schwuler Nachbar & Werbezeichner Giles, gespielt von Richard Jenkins und Elsias Kollegin Zelda, gespielt von „Hidden Figure“ Octavia Spencer, leihen Elisa für den Zuschauer ihre Stimme und sind dabei natürlich ganz zauberhaft. Auf der anderen Seite ist da Michael Shannon, der mal wieder den Bösewicht spielen darf und zwar ohne jede Hemmung. Richtig fies, unmenschlich und arschlöchrig – jemanden den das Publikum sofort leidenschaftlich hassen kann. Und darin liegt für mich das Problem, dass ich mit „Shape of Water“ habe – diese stumpfen Gegenpole langweilen mich einfach und luden auch hier zum Gähnen ein. Außerdem fand ich Shannon in seiner Rolle des Verhörers Richard Strickland viel zu übertrieben. Doug Jones, der schon in „Hellboy“ die Wasserkreatur Abe Sapien spielen durfte und zuletzt Commander Saru in „Star Trek: Discovery“, schlüpft in die Rolle des „Monsters“, in das sich Elisa verliebt. Leider darf der nur durch Körpereinsatz glänzen und beeindruckt durchaus damit, dass er durch unfassbar viel Make-up noch Emotionen auf seinem Gesicht zeigen kann. Aber nicht nur die Figuren sind überhöhte Klischees: Vieles ist an den Haaren herbeigezogen und soll irgendwie magisch wirken. Dieses Märchen für Erwachsene strotzt aber auch vor zu realer Gewalt, Blut und Sex, was mir diesen Abstand zum Märchen raubte. Da ist auf einer Seite das Hyperreale – weil Del Toro einfach nicht widerstehen kann, einen Gewaltexzess zu inszenieren – und auf der Anderen das Verspielte, Verträumte, Magische. Was beim erwähnten „Pans Labyrinth“ noch zusammenging, hat mich als Zuschauer von „Shape of Water“ aus dem Film gerissen. Die Romanze zwischen Elisa und der Kreatur kommt aus dem Nichts und wird allein durch ihre jeweilige Verschiedenheit zu allen anderen begründet. Außerdem erscheint Elisa als dauergeile Nymphomanin, was sie ein ums andere Mal – in meinen Augen – als zutiefst egoistische Person darstellt.

Alexandre Desplats Filmmusik kann sich allerdings wieder einmal hören lassen. Gerade das Hauptthema ist wunderschön geworden. Die anderen Stücke sind wie aus der Zeit gefallen und fangen die 60er auch großartig ein. Wie schon erwähnt, hat auch hier die Ausstattung Großes geleistet und die Film-60s glaubhaft umgesetzt. Del Toro sollte das mit der Romantik in seinen Filmen aber noch einmal überdenken. Das hat für mich vorn und hinten nicht funktioniert und war schlimmer, als jede französische Schmonzette. Das Einzige Fantastische war die Kreatur, die hier sprichwörtlich „out of water“ war – der eine entsprechend fantastische Umgebung fehlte. Schade. Ich habe „Shape of Water“ nicht gehasst, aber ich finde ihn auch nicht supergrandios. „Die Schöne und das Biest“ war hier spannender und magischer, als diese seltsame Kopie. Es tut mir echt Leid, aber Setting, Spionage-Plot und süße Darsteller, tragen dann auch nur ein paar Sterne weit. Dem Hauptplot konnte ich wenig abgewinnen, so das mich die Nebenerzählstränge viel mehr interessierten.

„Shape of Water“ ist eine sehr einfach gestrickte Die-Schöne-und-das-Biest-Romanze in einer sehr harschen Umgebung, mit einer Spur zu viel Wahnsinn, Gewalt und zu hohen Erwartungen. Es ist ein süßer kleiner Film, der es nicht sein wollte, aber nicht mehr. Da hat „Black Panther“ diese Woche deutlich mehr fürs Eintrittsgeld zu bieten.